Schiffstransport - Bitte ohne böse Überraschungen


Es gibt im Zusammenhang mit Versicherungen Begriffe, die sind so exotisch, dass selbst jahrzehntelange Erfahrung einen nicht davor schützen, einfach mal die Schultern zu zucken und zu sagen: Habe ich zwar schon einmal gehört, aber ich habe gerade keine Ahnung, was das ist! Zu diesen Begriffen gehört sicherlich auch Havarie Grosse, auch wenn er zunächst nichts mit Versicherungen zu tun hat, jedoch große finanzielle Folgen für Sie haben kann. Wir schauen uns die Gefahr Havarie Grosse einmal genauer an.

Der ein oder andere hat es sicher schon geahnt, gewusst oder einfach am Bild oben erkannt – wir befinden uns auf hoher See. Havarie Grosse ist eine Institution des Seerechts, die bereits seit der Antike besteht.

Um zu beschreiben, was genau Havarie Grosse ist, welche Gefahr auf Sie zukommen kann und welche Lösungen notwendig sind, starten wir mit einem einfachen Beispiel:

Kapitän Grünbär ist mit seinem Containerschiff, der Everblue, aufgelaufen. Die Everblue kann sich nicht mehr von der Stelle bewegen. Die einzige Möglichkeit, sich aus dieser misslichen Lage zu befreien, ist Ballast abzuwerfen, um die Everblue leichter zu machen. Da die Crew noch benötigt wird, entschließt sich Kapitän Grünbär dazu, Teile der Ladung über Bord zu werfen. Zusätzlich erklärt der Kapitän die „Havarie Grosse“. Das Schiff wird wieder manövrierfähig und kann zum gewünschten Ziel weiterfahren.

Und nun kommen Sie ins Spiel! Stellen Sie sich doch mal vor, Sie haben eine Ladung auf der Grünbär. Was passiert denn nun? Das Besondere bei der Havarie Grosse ist, dass es keine Rolle spielt, ob Ihre Ladung abgeworfen oder ob sie „verschont“ wurde und am Zielhafen eingelaufen ist.

Nach dem bekannten Motto „Einer für alle und alle für einen“ erfolgt die Abrechnung der Havarie Grosse unter dem Gesichtspunkt der Gefahrengemeinschaft.

Alle Schäden, die durch eine Havarie Grosse entstehen, werden von den Beteiligten gemeinsam im Verhältnis der geretteten Waren getragen. Zu den Beteiligten zählen die Eigentümer des Schiffes, des Treibstoffes und derjenige, der die Gefahr für ein zur Ladung gehörendes Frachtstück trägt.

Ein Dispacheur oder auch Havariekommissar ermittelt u. a. auch den Umfang des Schadens. So kann es passieren, dass Sie eine Rechnung bis zur Höhe des Wertes Ihrer eigenen Waren erhalten – auch dann, wenn die eigene Ware unbeschadet ist. An diese Waren kommen Sie jedoch auch nicht so einfach heran. Üblicherweise wird die Reederei von ihrem Pfandrecht Gebrauch machen und die Ware einbehalten. Und zwar genau so lange, bis Sie Ihren Anteil an der Havarie Grosse bezahlt haben. Da eine endgültige Schadenermittlung auch gut und gerne mehrere Jahre dauern kann, werden oft Barmittel als Sicherheiten verlangt.

Als bekanntestes Beispiel einer Havarie Grosse ist sicherlich das Containerschiff EVER GIVEN in Erinnerung. Im März 2021 lief das Schiff im Suezkanal auf Grund und blockierte damit sechs ganze Tage lang eine der wichtigsten Seehandelsruten der Welt. Die Reederei der EVER GIVEN hat Havarie Grosse angemeldet und somit sollen die Kosten für die Bergungsmaßnahmen des Schiffes an alle Beteiligten verteilt werden. Allein die Kosten der Bergung beliefen sich auf über 500 Mio. Euro.

Eine Havarie Grosse kann auch ohne einen eigenen Schaden richtig teuer werden. Zudem wird ohne entsprechende Sicherheiten oder Barmittel sehr viel Zeit vergehen, bevor Sie Ihre Ware wieder bekommen. Daher ist es umso wichtiger, dass Sie richtig informiert und aufgeklärt werden.

Klingt das interessant für Sie? Sprechen Sie mit uns, wir beraten Sie gerne!

 



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